LOGO-prozesscheck.ONLINE

Warum Nachhaltigkeit auch taxy ist – Teil 1

Laut Weltklimarat (IPCC) wird voraussichtlich bereits 2030 die 1,5 Grad Grenze und damit einen „Kipp-Punkt“ der Klimakrise erreicht. Von dort aus wird die globale Temperatur exponentiell steigen – mit unwiederbringlichen Folgen für die Menschen: Mehr Hitzetote, mehr Hunger durch Dürren, Zerstörung durch Starkregen, Landverlust durch Überschwemmungen.
September 30, 2022
7 Minuten Lesezeit

Einige Fakten sind mittlerweile so klar, dass man sie eigentlich nicht wiederholen muss – wir tun es trotzdem

Laut Weltklimarat (IPCC) wird voraussichtlich bereits 2030 die 1,5 Grad Grenze und damit einen „Kipp-Punkt“ der Klimakrise erreicht. Von dort aus wird die globale Temperatur exponentiell steigen – mit unwiederbringlichen Folgen für die Menschen: Mehr Hitzetote, mehr Hunger durch Dürren, Zerstörung durch Starkregen, Landverlust durch Überschwemmungen. Wer dachte, das dieses Thema Deutschland nicht oder nur viel später betreffen würde, der wurde im Sommer 2021 mit den Überschwemmungen in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz eines Besseren belehrt.

Was hat das mit Ihnen zu tun?

Vom 1. Januar bis zum 5. Mai haben die Einwohner*innen Deutschlands im Durchschnitt so viel von der Natur verbraucht, wie der Planet pro Person im gesamten Jahr erneuern kann (“Earth Overshoot Day”). Für unseren Lebensstil bräuchten wir also eigentlich drei Erden. Führen Sie einfach mal diesen CO2-Rechner durch – wo stehen Sie im Vergleich zum deutschen Durchschnitt?

Was kann ich ändern?

Im Privatbereich ist bereits viel passiert: Der Markt für nachhaltige Produkte boomt – von  Lebensmitteln über Kleidung bis hin zum Smartphone. Selbst Fahrzeuge wie der Smart sind fast nur noch als elektrische Variante erhältlich. Aber was passiert in den Unternehmen? Ist das Thema dort auch schon angekommen? Wir stellen fest: Ja!

Was ist Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist definitiv mehr als ein Trendwort. In der Forstwirtschaft zum Beispiel soll nicht mehr Holz geschlagen werden, als nachwächst, genannt “nachhaltige Forstwirtschaft”. Zunächst denkt man also ausschließlich an Natur und Umwelt. Doch auch im Zusammenhang mit Menschen hat Nachhaltigkeit eine große Bedeutung: Die Bedürfnisse heutiger Generationen dürfen nur so weit befriedigt werden, ohne den kommenden Generationen deren Bedürfnisse zu verwehren. Genau hierzu hat das Bundesverfassungsgericht Anfang 2021 geurteilt, denn das bisherige Klimaschutzgesetz in Deutschland schützt kommende Generationen nicht ausreichend vor Klimaschäden, die sie selber nicht verursacht haben. Somit geht es bei Nachhaltigkeit auch um “langfristiges Denken” – denn unsere Taten von heute bilden die Grundlage von morgen.

Nachhaltigkeit lässt sich in drei Ebenen einordnen:

1. Ökologisch – nur eine funktionierende und gesunde Erde gibt die Ressourcen her, die wir zum Leben benötigen. Dazu gehören nicht nur elementare Ressourcen wie Weizen, den wir für Lebensmittel benötigen, sondern auch Materialien, die Ihre Mandanten benötigen. Beraten Sie z. B. eine KFZ-Werkstatt, muss diese sich damit auseinandersetzen, ob sie auch in den kommenden Monaten noch Ersatzteile bekommt, da sie sonst Aufträge nicht bedienen kann.

2. Sozial – unser Wirtschaften kann nur langfristig erfolgreich sein, wenn wir den Menschen dabei mitdenken. Dies fängt bei Arbeitnehmern an, die nur dann Leistung bringen, wenn sie gesund und motiviert sind. Als Arbeitgeber hier Verantwortung zu übernehmen, lohnt sich, um a) krankheitsbedingte Ausfälle zu vermeiden und b) Unzufriedenheit und Fluktuation zu verhindern. 

Die soziale Komponente erstreckt sich sogar oft bis ans andere Ende der Welt: In Form von Lieferketten sorgt unsere Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen häufig für viel Leid. Unternehmen, die unmenschliche Arbeitsbedingungen in ihrer Lieferkette unterstützen, dürfen in Zukunft verstärkt mit massiven Reputationsschäden rechnen. Besonders prominent ist dies seit Jahren in der Bekleidungsbranche.

3. Ökonomisch – die ökonomische Seite der Nachhaltigkeit ist keineswegs zu vernachlässigen. Hier geht es darum, die eigene Wirtschaftlichkeit durch nachhaltige Maßnahmen zu steigern. In erster Linie betrifft das die Reduktion eigener Verbräuche (z. B. Strom und Gas). Besonders in der Produktion ist Ressourceneffizienz ein enormer Kostenfaktor. Daher führen immer mehr Unternehmen die sog. “Kreislaufwirtschaft” ein, in der ausgediente Produkte wieder zum Hersteller zurück gelangen, der diese wiederum zu neuwertigen Produkten aufbereitet. Das prominenteste Beispiel dafür ist sicherlich Apple, wo Kunden für Altgeräte u. U. sogar Prämien erhalten. Auch Schuh-Hersteller haben den Kreislauf geschlossen und müssen der Produktion daher kaum neue Ressourcen zuführen.

Die ökonomische Seite betrachtet auch die finanziellen Risiken, die durch Veränderungen wie neue Gesetze oder Erwartungshaltung von Kunden entstehen können. Hierzu folgen unten zahlreiche Beispiele.

Ökonomischer Erfolg wird in diesem Jahrhundert nur möglich sein, wenn Ökologie und Soziales im Unternehmen mitgedacht werden. Studien belegen, dass sich Gewinn und Nachhaltigkeit keineswegs ausschließen, ganz im Gegenteil: Die Fleischerei Rügenwalder Mühle hat den Trend zur fleischlosen Ernährung wahrgenommen und bietet heute eine Vielzahl von Fleischalternativen an, die den Großteil des Umsatzes einspielen.

Was bedeutet das für Sie als Kanzleiinhaber und Ihre Mandanten?

Bei diesen Veränderungen geht es nicht nur um Großkonzerne wie VW, sondern auch um die kleinsten Unternehmen:

  • Der Stahlbauer leidet unter Lieferengpässen und Preissteigerungen von Rohstoffen
  • Der Heizungsinstallateur darf bald aufgrund gesetzlicher Vorgaben keine Ölheizungen mehr einbauen 
  • Der Einzelhandel hat nicht ausreichend Personalkapazitäten, um seine Verkaufsflächen bedienen zu können
  • Der Elektronikmarkt muss bald alte Geräte zurück nehmen

Sicherlich hat Sie eines dieser Beispiele an Ihre Mandanten erinnert. Langfristig werden die Entwicklungen sich auch auf Ihre Kanzlei auswirken. 

In den kommenden Jahren treten diverse Nachhaltigkeitsgesetze in Kraft, die Tätigkeiten mit ökologisch/sozial negativen Einfluss immer weiter regulieren (z. B. Lieferkettengesetz). Wie Sie wissen, benötigen gesetzliche Regulationen oft Jahre der Vorbereitung im Betrieb. Gleichzeitig werden positive Einflüsse auf Gesellschaft und Umwelt immer stärker gefördert (z. B. neue Rechtsformen, nachhaltige Förderprogramme). Daher sollten Sie als Berater Ihrer Mandanten schnellstmöglich tätig werden.

Gilt das auch für mich als Steuerberater?

Wer Nachhaltigkeit für sich entdeckt, wird einerseits deutlich an Kosten sparen (z. B. durch staatlich geförderte Programme für erneuerbare Energien oder E-Mobilität), andererseits als Arbeitgeber attraktiver für Fachkräfte werden und diese durch Sinnstiftung eher motivieren und dauerhaft an das Unternehmen binden. 

Besonders der Berufsstand “Steuerberater” wird in den kommenden Jahren einen enormen Wandel der Tätigkeitsbereiche erleben: Bisher bekannte Tätigkeitsbereiche werden durch Automatisierung und künstliche Intelligenz zurückgehen, neue werden dazu kommen. Nachhaltigkeit als Leistungsangebot in Form von Fördermittelberatung oder Nachhaltigkeitscontrolling (z. B. CO2-Bilanzierung) sind nur ein kleiner Auszug der vielversprechenden und zukunftsfähigen Tätigkeitsbereiche, für die Steuerberater hervorragend qualifiziert sind.

(Fassen wir mal kurz zusammen, wie es gerade um uns steht:

  • Die Durchschnittstemperatur der Erde ist innerhalb von 100 Jahren um 0,8 Grad angestiegen; heute äußert sich dies spürbar in Form von Hitzewellen, Waldsterben und Überschwemmungen – beim aktuellen Tempo verlassen wir in spätestens sieben Jahren das “Holozän” – das stabile Klima, welches uns seit der Eiszeit vorausschaubare Jahreszeiten und damit gute Erntebedingungen gebracht hat.
  • Eines der größten Massensterben ist wegen uns im Gange: Die wilden Tierbestände sind seit 1970 um rund 68 % zurückgegangen; Der Kollaps des Biosystems betrifft auch uns, z. B. fehlen Bienen zur Bestäubung.
  • Alltägliche Produkte, die in Europa verkauft werden, sind teilweise unter sklavenartigen Arbeitszuständen entstanden (siehe z. B. China-Cables).)

Erst die Entwicklungen der letzten 50 Jahre haben unser Ökosystem so sehr geschädigt: Denn wir dachten, dass mit endlichen Ressourcen endlos wachsen können und haben Erfolg nur mit einer Kennzahl gemessen. 

Die gute Nachricht ist aber, dass wir die schlimmsten Folgen immer noch abwenden können – viel Zeit bleibt aber nicht mehr. Eine besseres Heute und Morgen ist möglich und jede/m steht es frei, ein Teil der Lösung zu sein.

Die (nicht so) einfache Lösung?

Bei unserer nachhaltigen Wende helfen uns Rahmenwerke, wie die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Die darin enthaltenen 17 Ziele sind unser “Dashboard”, mit dem wir bis 2030 die dringendsten Herausforderungen, wie den Klimawandel oder Hunger angehen können.

Diese Ziele fordern aber auch eine Veränderung von uns: Wenn wir uns selber, unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Zukunft ermöglichen wollen, müssen wir unser Verhalten verändern indem wir a) unseren Lebensstandard durch Verzicht senken  b) mit unserer Arbeit einen positiven Einfluss auf die Umwelt und Gesellschaft ausüben und c) uns als Bürger politisch für diese Veränderung einbringen.

Weitere interessante Artikel

Trage dich in unseren Newsletter

Erhalte regelmäaßig und hilfreiche Artikel fur deine Kanzlei

Nur Nützliches – kein Spam.